kleine Unternehmen und die Sparsamkeit

Sparsamkeit resultiert nicht immer nur im vollen Geldbeutel.

Auf der Suche nach geeigneten Kunden für Kandidaten, die uns zur Verfügung stehen, telefoniere ich auch immer wieder mit Führungskräften von kleinen Unternehmen. Oft sind es Unternehmen, die in Nischen wirklich Großartiges leisten, Gründer, gestandene Persönlichkeiten, die harte Arbeit gewohnt sind und so ihr Unternehmen steuern. Meist geht die harte Arbeit mit einer gesunden Sparsamkeit einher, um dem Unternehmen die bestmöglichen Chancen zu geben, zu wachsen. Ich habe wirklich Achtung vor diesen Menschen.

Viele wollen mit Personalberatern aber aus Kostengründen nicht zusammenarbeiten. Gerade gestern hatte ich wieder so einen Fall. Ich hatte das Glück, das Gespräch war bis dahin gut und freundlich verlaufen, und so habe ich einfach mal gefragt: “Wieso aus Kostengründen?”

Direktvermittlung ist doch viel zu teuer…

Die Argumentation des Unternehmers lief so: Er hat zwar keinen Personalverantwortlichen, aber wenn er selbst die Stellenausschreibung macht, sie online auf die Webseite bringen lässt und bei der Jobbörse einstellt, kommen wohl Bewerbungen rein, und da sollte ja auch jemand dabei sein. Warum also dann noch einen Dienstleister bezahlen, der mehrere Monatsgehälter des neuen Mitarbeiters als Kosten geltend machen will? Wenn er es selbst macht, kostet es ihn keinen Cent.

Meine Fragen dazu waren: Wie viele Bewerbungen kommen bei einem kleinen Unternehmen mit begrenzter Sichtbarkeit wirklich rein? Und interessieren sich vielleicht auch die richtigen Menschen für die Stelle? Hat er als Inhaber die Zeit, sich in Ruhe auch mit nicht passenden Profilen auseinanderzusetzen und diese dann wieder abzusagen? Wie steht es bei ihm mit dem Datenschutz? Und hat er auch die Zeit, proaktiv auf die Suche zu gehen? Und wenn ja, wie lange möchte er das machen und welche Kosten entstehen dem Unternehmen, wenn er als Inhaber das macht? Fehlt ihm die Zeit eventuell hinterher bei der Entwicklung neuer Produkte oder der Gewinnung neuer Kunden? Und was würde es kosten, wenn er eine Personalabteilung hätte, die solche Aufgaben für ihn übernimmt, bei einem Unternehmen von weniger als 20 Mitarbeitern?

…oder?

Der Mann kam ins Nachdenken. Gerade beim Unternehmergehalt und der Zeit, die er zur Verfügung hat, schien er meine Argumente nachvollziehen zu können. Er gab mir auch Recht, dass nicht so viele Bewerbungen rein kommen und er nicht proaktiv suchen könne.

“Dann lassen Sie uns das doch machen! Wir besprechen gemeinsam, welche Mitarbeiter Sie benötigen, dann stellen wir Ihnen Leute vor und Sie zahlen erst, wenn Sie jemanden einstellen, den wir Ihnen vorgestellt haben”, bot ich an. Nachdem wir unsere Methode und die Konditionen noch einmal in Ruhe durchgesprochen hatten, stimmte er schließlich zu und ich habe ihm erst einen Vermittlungsvertrag geschickt und heute früh haben wir gleich als Erstes das Stellenprofil gemeinsam überarbeitet.

Ich freue mich immer, wenn ich Menschen finde, mit denen man offen reden kann und denen ich dann auch tatsächlich helfen kann! Sparsamkeit ist eine Tugend, aber manchmal sollte man den Fokus etwas weiter legen und alle Komponenten einer Rechnung mit einbeziehen, neben der finanziellen auch die zeitliche.