Fairness steht an erster Stelle

Fairness steht an erster Stelle!

Für eine meiner komplizierteren Suchen hat mein Team und ich endlich einen guten Kandidaten gefunden. Nach dem Austausch der ersten Informationen habe ich mich gefreut, um Lebenslauf all das zu finden, was der Kunde für diese Stelle wünscht. Zugegeben, an einer Stelle hat der Lebenslauf eine größere Lücke. Im Gespräch kann der Kandidat aber schlüssig erklären, was zu seiner längeren Auszeit geführt hat und warum er erst jetzt wieder auf der Suche nach einer neuen Stelle ist.

Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo ich ihm meinen Kunden enthülle. Schweigen auf der anderen Seite im TEAMS-Gespräch: „Da habe ich mich beworben und schnell eine Absage bekommen.“
Das konnte ich gar nicht recht glauben! „Ich rede noch mal mit der Fachabteilung“, biete ich an. Ich weiß, dass oft in der Personalabteilung von Unternehmen Entscheidungen getroffen werden, die in den Fachabteilungen vielleicht anders angepackt worden wären. Noch dazu, wenn man nur auf Grundlage von Lebensläufen arbeitet und sich nicht mit den Kandidaten persönlich auseinandersetzt.

In diesem speziellen Fall erinnert sich der Abteilungsleiter sogar an die Bewerbung, abgelehnt wurde sie wegen der Lücke im Lebenslauf. Niemand hatte mit meinem Kandidaten gesprochen, auf meine Initiative hin wird man da ihn aber zum Bewerbungsgespräch einladen. Ich wünsche dem Kunden viel Erfolg für das Gespräch. Dann informiere meinen Kandidaten, dass der Kunde sich noch mal melden wird, auf meine Empfehlung hin.

„Warum machen Sie das?“, fragt mich mein Bewerber.

Gute Frage! Ich hätte den Kandidaten fallen lassen können und weitersuchen können. Aber dann hätte ich einem Menschen eine Chance verbaut, der aufgrund der Entscheidung anderer vorschnell abgelehnt wurde. Er passt gut auf die Stelle, nur die Auszeit hat er nicht erklärt. Die Personalabteilung des Kunden hatte keine Zeit, das selbst herauszufinden.
Oder ich hätte den Kunden der Chance beraubt, einen Leistungsträger für das eigene Unternehmen zu gewinnen. Ja, wir haben als Unternehmen viel Energie und Zeit in diese Stelle investiert. Ich hätte auch erst mal mit dem Kunden verhandeln können, was für die PRAGMATiKER dabei raus kommt. Das habe ich aber nicht gemacht. Der Kunde hatte schon die Möglichkeit, den Bewerber kennenzulernen. Fairness steht bei uns an erster Stelle!

Eine Stelle – ein Kandidat

Sowohl Kunden wie auch Bewerber sind oft erstaunt, wenn ich berichte, dass ich auf jede Stelle nur einen Kandidaten anbieten möchte. In Zeiten von Bewerberpools und KI-Agenten ist es vor allem bei den großen Dienstleistern üblich, gleich mehrere Profile an den Kunden zu übermitteln. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden: Es lässt aus meiner Sicht die Fairness den Kandidaten gegenüber vermissen. Wenn ich von einem Kandidaten überzeugt bin, brauche ich keine Alternativen. Oder ich habe nicht verstanden, worum es meinem Kunden geht. Umgekehrt höre ich von meinem Kunden, dass meine Kandidaten in der Regel gut auf die Stellen passen, sowohl von der Person wie auch von den Fähigkeiten. Ich bleibe durch den ganzen Bewerbungsprozess mit den Kandidaten im Gespräch, gebe Neuigkeiten gleich weiter und setzte auf absolute Offenheit in allen Belangen. Dafür fordere ich aber auch Offenheit bei den Kandidaten ein, was Verfügbarkeit und Erfahrung angeht. Im Gespräch mit dem Kunden geht es genauso: Ich möchte wissen, wo wir stehen, wann entschieden wird, wie es weitergeht. Das macht nicht jedes Unternehmen mit, aber ich muss ja auch nicht mit jedem Unternehmen zusammenarbeiten.

Fairness auch dem Kunden gegenüber

Meine Kunden erwarten diese Fairness aber auch für sich, und die bekommen sie auch: Sehe ich bei einem Kandidaten neben seiner guten Passung auf eine Stelle relevante Schwächen, nenne ich diese. Der Kunde soll selbst entscheiden, ob er um diese Schwierigkeiten herum arbeiten kann, oder ob es sich hierbei um ein KO-Kriterium handelt. Ich biete meinen Kunden auch keine Kandidaten an, die nur ein paar Euro mehr verdienen wollen. Wer sagt denn, dass der neue Mitarbeiter nicht nach kurzer Zeit für ein paar weitere Euro mehr gleich wieder verschwindet? Ich bin an langfristigen Zusammenarbeiten interessiert, diese Möglichkeit will ich auch meinen Kunden geben.

Ich mache immer noch nicht jedes Geschäft, das sich mir anbietet. Mir liegt es immer noch daran, langfristig Mitarbeiter in gute Unternehmen zu bringen. Und deshalb steht Fairness für mich an erster Stelle.