Die Zukunft der Personalbeschaffung

…oder: warum wir keine KI verwenden

Meistens fängt es mit einer Mail von einem Dienstleister an, oder mit der Kontaktanfrage bei XING oder LinkedIn: “Wir haben gesehen, dass Sie Personal suchen – wir haben ein revolutionäres System, dass Ihnen helfen kann!” Grundsätzlich bin ich für Neues immer offen, manchmal bin ich auch neugierig. So befasst man sich doch das eine oder andere mal mit den “revolutionären Systemen”. Oft geht es dabei um das “Matching”, oder, wie wir Pragmatiker es sagen würden: Um die Passung des Kandidaten auf die Stelle des Kunden. Die Dienstleister versprechen viel Zeitersparnis und bessere Ergebnisse eben bei dieser Passung, die sie mit künstlicher Intelligenz bewerten lassen, um dann aus tausenden Kandidaten genau den Richtigen herauszufinden.

KI in der Personalbeschaffung

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

von Datenquellen…

Erst mal frage ich mich natürlich, wo denn die ganzen Daten herkommen. Je nach Anbieter greifen diese Daten des Kunden zurück, also auf die Bewerbungen, die ich ohnehin bekommen habe und schon kennen sollte. Die zweite Datenquelle sind Onlinelebensläufe im Internet, aus verschiedenen Plattformen, für die sich die Kandidaten registrieren lassen müssen. Die Daten, die man dort findet, sind in der Regel mehr oder weniger vollständige Lebensläufe, die von den Kandidaten aus unterschiedlichen Gründen angelegt wurden. Aus Erfahrung kann ich sagen: Nicht jeder, der seinen Lebenslauf in einer Jobbörse anlegt, will auch tatsächlich eine neue Arbeitsstelle antreten. Wer eine Weile als Personalsuchender mit XING gearbeitet hat, weiß, was ich meine.

… und Intentionen

Jeder, der selbst seinen Lebenslauf erstellt, fragt sich, wie der auf den Betrachter wirkt. Man überlegt sich, welche Daten man Preis geben will und welche nicht, welche Stationen im Lebenslauf vielleicht gar nicht aufgeführt werden, und dergleichen mehr. In der Regel passt man den Lebenslauf für den Zweck an, für den man ihn verwenden will. Und jeder hat so seine eigenen Methoden, um kleine oder größere Schönheitsfehler verschwinden zu lassen.

Und dann stelle ich mir den selbstlernenden Algorithmus vor, der daraus erkennen soll, was der Kandidat wirklich gemacht hat. Der bestimmen soll, ob ein Kandidat auf eine bestimmte Stelle passt. Der bewertet, ob es einem Kandidaten mit seiner Bewerbung wirklich ernst ist, oder ob er vielleicht nur seinen Marktwert abschätzen will. Und um es noch auf die Spitze zu treiben: Nicht nur Lebensläufe haben Intention, die Interpretation von Stellenausschreibungen ist ebenso komplex und kann je nach Auslegung zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen führen.

Intuition und Wertschätzung

Vielleicht klingt es überheblich, aber wenn ich mit einem Kandidaten über eine Stelle spreche, kann das sein Leben beeinflussen. Wenn ich jemandem eine neue Stelle anbiete, muss er sich vielleicht in neue Themen einarbeiten. Eventuell hängt ein Umzug mit daran. Die Familie muss berücksichtigt werden. Es bedeutet auch für den Kandidaten eine Entscheidung, die sein Leben auf Jahre hin verändern wird. Diese Entscheidung möchte ich gerne begleiten. Ich möchte gerne aus meiner Erfahrung Empfehlungen abgeben, die dem Kandidaten helfen. Immerhin übernehme ich mit dem Vorschlag auch ein Stück Verantwortung für den weiteren Werdegang des Kandidaten. Da muss schon alles stimmen.

Und das soll ich einer KI überlassen? Die nach Wahrscheinlichkeiten entscheidet, die auf Basis der Daten analysiert und meiner Meinung nach wenig geeignet ist, zwischen den Zeiten von Stellenausschreibungen und Lebensläufen zu lesen? Ich bin mir sicher, dass in einem Massengeschäft durch solche Verfahren auch gute Entscheidungen zustande kommen können, aber mein Geschäft ist Handarbeit – im wahrsten Sinne des Wortes. Das Geheimnis meines Erfolges, sozusagen, liegt im Verständnis der Gesamtzusammenhänge. Und dafür muss ich genau wissen, was der Kunde braucht, an welchen Stellen er Kompromisse machen würde. Und ich muss erkennen, was einen Kandidaten antreibt. Was seine Ziele sind, was er bisher schon erreicht hat. Und dann zwischen diesen beiden Positionen moderieren.

Was daraus folgt

Ich habe nichts gegen eine gute KI – in vielen Bereichen kann sie sicherlich gute, automatisierte Lösungen anbieten und wird auf jeden Fall den Arbeitsalltag von vielen von uns verändern. Mein Punkt ist aber, dass man einen Prozess, bei dem es um Menschen geht, nicht in die Hände einer KI legen sollte. Denn auch bei Bewerbungsprozessen geht es um Entscheidungen, die in das Leben von Menschen eingreifen. Was eine KI nie haben wird, das wird das “Bauchgefühl” sein. Und deshalb lege ich großen Wert darauf, allen meinen Kandidaten persönlich zu begegnen, sie individuell anzuschreiben und vom ersten Kontakt an als das zu sehen, was sie wirklich sind: Menschen, die auf der Suche sind. Und bei dieser Suche begleite ich sie gerne!

Also, die PRAGMATiKER bleiben auch in Zukunft KI-frei in Ihren Bewerbungsprozessen. Versprochen!

Ihr Mathias Leopold

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